In der heutigen digitalen Welt ist der Zugang zu Informationen über das Internet für viele Menschen unerlässlich. Das #Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (#BFSG – in Einheit mit der #BFSGV) trägt dazu bei, dass digitale Inhalte für alle, einschließlich Menschen mit Behinderungen, Einschränkungen und älteren Menschen, zugänglich sind. Unternehmen, die ihre Webseiten konform mit den Vorgaben des BFSG gestalten, fördern nicht nur die Inklusion, sondern steigern auch die Zufriedenheit und Reichweite ihrer Nutzer. In diesem Artikel gebe ich einen Überblick über die wichtigsten Schritte zur Umsetzung der BFSG-Anforderungen bei Webseiten.
Warum ist Barrierefreiheit wichtig?
Barrierefreiheit bedeutet, dass Webseiten so gestaltet sind, dass sie von allen Menschen unabhängig von ihren physischen oder kognitiven Fähigkeiten genutzt werden können. Folgende Einschränkungen sollen adressiert werden: Seh- und Höreinschränkungen, altersbedingte, motorische und kognitive Einschränkungen. Eine barrierefreie Webseite ermöglicht es nicht nur Menschen mit solchen Einschränkungen, auf Informationen zuzugreifen, sondern verbessert auch die allgemeine Benutzerfreundlichkeit und Suchmaschinenoptimierung (SEO).
Schlüsselprinzipien der Barrierefreiheit
Das BFSG orientiert sich an den Web Content Accessibility Guidelines (WCAG), die auf vier grundlegenden Prinzipien basieren:
- Wahrnehmbar: Inhalte müssen für Nutzer wahrnehmbar sein, unabhängig davon, wie sie auf die Webseite zugreifen (z.B. Screenreader, Vergrößerung).
- Bedienbar: Nutzer müssen in der Lage sein, alle Funktionen der Webseite zu bedienen, unabhängig von ihren technischen Hilfsmitteln oder Fähigkeiten.
- Verständlich: Informationen und Navigation müssen klar und verständlich sein.
- Robust: Inhalte sollten mit verschiedenen Geräten und Technologien kompatibel sein, einschließlich assistiver Technologien.
Noch ist der WCAG 2.1 der geltende Standard und Bestandteil der geltenden harmonisierten Europäischen Norm EN 301 549 V3.2.1 (PDF, 2,17 MB) (siehe auch: https://www.barrierefreiheit-dienstekonsolidierung.bund.de/Webs/PB/DE/gesetze-und-richtlinien/en301549/en301549-node.html ). Hier ist jedoch mit einer Aktualisierung auf die neuste Version zu rechnen; diese sollte also bei der Umsetzung mitberücksichtigt werden.
Schritte zur Umsetzung der Barrierefreiheit
1. Automatisierte Tools zur Prüfung nutzen
Verwenden Sie Tools wie z.B. WAVE, axe, oder Lighthouse, um Ihre Webseite auf Barrierefreiheitsprobleme zu überprüfen. Diese Tools helfen, häufige Probleme zu identifizieren und bieten Lösungen zur Behebung. Mit einfacher Sprache können auch Tools wie ChatGPT einen ersten (automatisierten) Eindruck vermitteln; manuelle Nacharbeit wird aber trotzdem weiterhin notwendig sein.
2. Benutzerfreundliche Navigation sicherstellen
- Tastatur-Navigation: Testen Sie, ob die gesamte Webseite mit der Tastatur navigierbar ist. Jede Funktion sollte durch die Tasten Tab, Enter, und Pfeiltasten bedient werden können. Prüfen Sie: Ob alle interaktiven Elemente (Links, Schaltflächen, Formulare) fokussierbar sind und ob der Fokus visuell erkennbar ist.
Tipp! Das Logo führt den Nutzer meist zurück auf die Hauptseite, diese sollte ebenfalls mit der Tastatur navigierbar sein. Auch die Navigationsleiste solle über die Tastatur nutzbar sein.
- Logische Reihenfolge: Stellen Sie sicher, dass die Reihenfolge der Tabulatorstopps logisch und intuitiv ist, um die Benutzerführung zu erleichtern.
3. Textalternativen bereitstellen
- Bilder: Versehen Sie alle Bilder mit Alternativtexten (alt-Tags), die den Inhalt oder Zweck des Bildes beschreiben. Beispiel: Ein Bild einer schlafenden Katze auf einem Sofa könnte den Alternativtext „Eine graue Katze schläft auf einem Sofa“ haben.
- Videos: Stellen Sie Untertitel und Transkripte für Videoinhalte bereit. Audiobeschreibungen sollten hinzugefügt werden, um visuelle Informationen zu erläutern.
4. Lesbarkeit verbessern
- Kontrastverhältnis: Verwenden Sie Tools wie einen Colour Contrast Analyser o.ä., um das Kontrastverhältnis zwischen Text und Hintergrund zu überprüfen. Das Mindestkontrastverhältnis sollte 4,5:1 für normalen Text betragen.
- Textgröße und Schriftarten: Wählen Sie gut lesbare Schriftarten und stellen Sie sicher, dass die Textgröße skalierbar ist, ohne dass das Layout der Webseite verändert wird. Ein Minimum von 16px wird häufig empfohlen.
- Zeilenabstand: Achten Sie auf ausreichenden Zeilenabstand und Zwischenräume, um die Lesbarkeit zu verbessern.
5. Barrierefreie Formulare gestalten
- Beschriftungen und Eingabeaufforderungen: Jede Formularfeld sollte mit einer klaren Beschriftung versehen sein. Nutzen Sie Platzhalter oder zusätzliche Erklärungen sparsam, um den Zweck eines Feldes zu verdeutlichen.
- Fehlermeldungen: Bieten Sie verständliche und hilfreiche Fehlermeldungen an, die den Nutzern erklären, was falsch gelaufen ist und wie sie es korrigieren können.
- Fokusmanagement: Stellen Sie sicher, dass der Fokus bei der Interaktion mit Formularen logisch und intuitiv verläuft, insbesondere bei Fehlermeldungen.
6. Benutzerfeedback einholen
- Testen mit realen Nutzern: Führen Sie Tests mit Nutzern durch, die Behinderungen haben, um direkte Rückmeldungen zu erhalten und spezifische Barrieren zu identifizieren.
- Umfragen und Feedback-Formulare: Implementieren Sie Möglichkeiten für Nutzer, Feedback zur Barrierefreiheit Ihrer Webseite zu geben. Nutzen Sie diese Informationen, um kontinuierliche Verbesserungen vorzunehmen.
Weitere Tipps
- Kontinuierliche Schulung: Schulen Sie Ihr Team regelmäßig zu den neuesten Entwicklungen und Best Practices im Bereich Barrierefreiheit.
- Barrierefreiheitsbeauftragter: Ernennen Sie einen Barrierefreiheitsbeauftragten oder ein Team, das für die Überwachung und Umsetzung der Barrierefreiheit verantwortlich ist und der für Fragen aus den unterschiedlichen Teams zur Verfügung steht.
- Regelmäßige Audits: Führen Sie regelmäßige Barrierefreiheitstests durch, um sicherzustellen, dass Ihre Webseite mit den aktuellen Standards und Vorschriften konform ist.
- Prüfen von Feedback zur Barrierefreiheit: Prüfen Sie Feedback, das Sie zu Ihrer Umsetzung der Barrierefreiheit bekommen zentral und auf notwendige weitere Umsetzungspunkte.
Durch die konsequente Umsetzung dieser Schritte können Unternehmen sicherstellen, dass ihre Webseiten nicht nur gesetzliche Anforderungen erfüllen, sondern auch ein positives, inklusives Nutzungserlebnis für alle Benutzer bieten. Für viele Unternehmen trägt diese auch zur Umsetzung der eigenen Unternehmensmarke bei. Dies trägt nicht nur zur Einhaltung des BFSG bei, sondern auch zur Stärkung des Markenimages und zur Erweiterung der Zielgruppe.
Fazit
Die Umsetzung des BFSG auf Ihrer Webseite ist ein fortlaufender Prozess, der regelmäßige Überprüfungen und Anpassungen erfordert. Unternehmen, die Barrierefreiheit ernst nehmen, profitieren von einer größeren Reichweite, einer verbesserten Nutzererfahrung und der Einhaltung gesetzlicher Vorgaben. Die Investition in barrierefreie Webseiten ist nicht nur eine gesetzliche Verpflichtung, sondern auch ein Schritt zu mehr sozialer Verantwortung und Inklusion.
Gute weiterführende Webseiten für die, die es gerne etwas detaillierter mögen (die Liste wird weiter aktualisiert):
https://www.tempertemper.net/blog/wcag-but-in-language-i-can-understand